Heilung einer zersplitterten Hüfte

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An einem Dienstagmorgen in den letzten Septembertagen saß ich an meinem Schreibtisch und versuchte, irgendeine Bestellung aus dem Stapel meiner Geschäftsunterlagen herauszusuchen. Zuerst hörte ich es kaum, als das Telefon neben meinem Ellenbogen klingelte; als ich dann den Hörer nahm, dauerte es mehrere Sekunden, bis ich erkannte, daß der Sprecher am anderen Ende der Leitung weinte. Es war Rose.

»Fahr’ ins Krankenhaus nach Downey«, stieß sie hervor, »los, so schnell du kannst.«

»Warum? Was ist los?« fragte ich verwirrt.

»Florence!« weinte sie. »Sie war heute morgen mit dem Auto auf dem Weg nach Whittier. Du weißt doch, wie neblig es war — oh, Demos, sie muß den Lastwagen einfach übersehen haben.« 

Obwohl ich immer noch nicht ganz verstand, rannte ich zu meinem Auto und fuhr mit rasendem Tempo die wenigen Straßen zum Krankenhaus hinunter. Die meisten der Angehörigen waren schon bei dem einstöckigen Holzgebäude eingetroffen. Vater sagte, daß Florence zwar im OP läge, die Ärzte aber nicht viel tun könnten. Das Sprechen fiel Vater sehr schwer, so erzählte mir der Mann meiner Schwester Ruth die Einzelheiten.

Der Unfall hatte sich um 7.30 Uhr in dem dichten Nebel ereignet, der an manchen Herbstmorgen vom Pazifik herüberkommt. Wahrscheinlich hatte Florence ein Stoppschild übersehen und war dann mit ihrem Wagen so unglücklich mit dem Lastwagen einer Straßenbaufirma zusammengestoßen, daß die Ladung des LKWs, mehrere Tonnen glühenden Asphalts, auf die Straße geschüttet wurde. Der Fahrer des LKWs war unverletzt geblieben, aber Florence wurde aus ihrem Wagen heraus und in den siedendheißen Teer geschleudert. Ein Fußgänger hatte sie zwar schnell herausgezogen und in seinen Mantel gewickelt, aber sie hatte doch hochgradige Verbrennungen erlitten.

Wegen dieser riesigen Brandwunden konnten die Chirurgen jetzt auch die gebrochenen Knochen nicht schienen. Sie wurde dann in die Intensivstation gelegt, und wir durften einer nach dem anderen in der Tür stehen und auf ihr Bett schauen. Dr. Haygood, der uns zur Tür führte, weinte genauso ungeniert wie wir alle. Er kannte Florence gut, hatte er doch 17 Jahre vorher geholfen, sie ans Licht der Welt zu bringen und sie später bei Masern und Keuchhusten getröstet. Er konnte nur immer wieder Mutters Hand streicheln und sagen: »Sie ist stark und jung, Zahouri, sie hat einen ungeheuren Lebenswillen.«

Als ich dann an der Reihe war und einen kurzen Blick durch den Türspalt werfen durfte, konnte ich es kaum glauben, daß es Florence war, die dort auf dem Krankenbett lag. Florence, die das Gesicht einer Elfe hatte und die Stimme eines Engels, die das jüngste und begabteste Kind der Familie war, hing an Flaschen und Gewichten und war nicht wiederzuerkennen. Ihre Augen hatte sie geschlossen. Sie stöhnte unentwegt.

»Herr, Gott«, betete ich, »laß sie keine Schmerzen haben! Nimm ihr den Schmerz!«

Bildete ich es mir nur ein, oder hatte sie tatsächlich einen Augenblick aufgehört, zu stöhnen? »Nimm ihr den Schmerz, Herr«, betete ich wieder.

Rose und ich fuhren nach Hause, um Richard und Gerry zu essen zu geben. Als ich an jenem Nachmittag ins Krankenhaus zurückfuhr, schrie Florence vor Schmerzen, obwohl sie nicht bei Bewußtsein war. Wieder stand ich in der Tür und betete, und wieder hörten die Schreie auf. So ging es auch die übrige Zeit; immer, wenn die Schmerzen am schlimmsten waren, schienen meine Gebete zu helfen. Das bemerkten sogar die Ärzte und Krankenschwestern.

»Demos«, sagte Dr. Haygood, »du kannst zu jeder Zeit in ihr Zimmer kommen, wann immer du möchtest. Selbst die intravenöse Nahrungszufuhr geht besser, wenn du da bist.«

So zog ich einen weißen Kittel an, eine Maske und eine Kappe, wie sie die Chirurgen tragen, und setzte mich neben ihr Bett. Die nächsten fünf Tage verbrachte ich jeden freien Augenblick in diesem Zimmer. Als Florence ihr Bewußtsein wiedererlangte, wurde der Schmerz noch unerträglicher. Kein Medikament, keine Spritze schien Linderung bringen zu können. Die Krankenschwestern sagten mir, daß Florence nur schlafen würde, wenn ich neben ihr säße.

Warum das so war, wußte ich ganz und gar nicht. Als ich an ihrem Bett saß, erinnerte ich mich oft an die Zeit vor elf Jahren, als sie ihren Ellenbogen gebrochen hatte und ich eines Morgens in der Gemeinde wußte, daß sie geheilt werden würde. Es schien eine seltsame Verbindung zwischen Florence und mir zu bestehen, und dennoch folgte dieses Mal keine Heilung auf meine Gebete; zeitweilig wurde sie zwar von Schmerzen befreit, aber ein Ende der Gefahr, in der sie schwebte, war noch nicht abzusehen.

Denn jetzt erst erkannte man die wirkliche Gefahr. Röntgenaufnahmen, die sofort nach ihrem Unfall gemacht worden waren, zeigten, daß ihr linker Hüftknochen und ein Beckenknochen durch den Aufprall auf das Pflaster zersplittert waren. Später zeigten andere Aufnahmen, daß kleine Stücke der zersplitterten Knochen zu den lebenswichtigen Unterleibsorganen wanderten. Jeden Tag wurde jetzt eine neue Aufnahme gemacht, und jeden Tag konnten wir sehen, wie sich die nadelscharfen Splitter tiefer in den Unterleib hineinschoben.

Sechs Tage nach dem Unfall — die Brandwunden machten eine Operation immer noch unmöglich — erklärte unsere Gemeinde, daß sie einen Tag lang fasten würde. Sonntag um Mitternacht begann dieser Fastentag, und kein Gemeindeglied nahm Nahrung oder Wasser zu sich. Am folgenden Montag um 19 Uhr versammelten sie sich dann in der neuen Kirche auf dem Goodrich Boulevard, die gerade fertig geworden war, um die 24stündige Gebetswache für Florences Heilung »alle an einem Ort«, wie es in der Apostelgeschichte steht (Apg. 2, 1), beenden.

Nur ich war nicht dabei. Ich hatte an jenem Abend einen besonderen Auftrag in der Stadt Maywood zu erledigen, die 13 Kilometer von Downey entfernt lag. Schon seit Monaten hörten wir von einem Mann namens Charles Price. Vor einigen Jahren war Dr. Price der Pastor einer großen Gemeinde in Lodi, Kalifornien, gewesen — ein supermoderner Pastor mit einem supermodernen Gemeindehaus, das sogar über eine Kegelbahn verfügte. Dann aber kam die Evangelistin Aimee Semple McPherson in die Gegend, und Dr. Price ging, mit Notizblock und Bleistift bewaffnet, in ihre Zeltveranstaltungen, um sich alle die absurden Forderungen nach dem Pfingsterlebnis zu notieren, über die Miss McPherson sprechen wollte. Schließlich war es ja geradezu seine Pflicht, seine Gemeinde yor ihr und ihren Worten zu warnen! Aber die Predigt von Miss McPherson war noch nicht zu Ende, da wanderten Notizblock und Bleistift wieder in die Tasche zurück und Dr. Price lag auf den Knien. Tränen rollten über seine Wangen. Er hatte seine Hände erhoben und pries Gott in einer unbekannten Sprache.

Seit jenem Abend hatte sich der Dienst von Charles Price radikal verändert. Jetzt nannte er seine Verkündigung das volle Evangelium, und meinte damit, daß von nun an kein Teil der Botschaft des Neuen Testamentes bei seinen Predigten ausgelassen werden würde.

Besonders aber wurde er dadurch bekannt, daß er die Auffassung vertrat, daß Heilungen, wie wir sie in der Bibel finden, zu jeder Zeit ein normaler Bestandteil eines jeden Gemeindelebens sein sollten.

Und jetzt war Dr. Price im nahegelegenen Maywood und hielt seine eigenen Zeltversammlungen. Als ich in die Nähe des Ortes kam, wollte mich mein Mut verlassen. Die Autos der Besucher waren schon über einen Kilometer weit vor dem Zelt geparkt, und als ich schließlich zu dem riesigen Zelt kam, waren alle Plätze besetzt und viele, viele standen draußen auf dem Rasen.

Dr. Price sprach von einem Podium aus, das mit roten und weißen Flaggen geschmückt war, ein blonder Mittvierziger, dessen randlose Brille im Scheinwerferlicht glitzerte. Er beendete seine Predigt mit einem Altarruf für alle, die Heilung brauchten. Ich sah auf meine Uhr, es war 21 Uhr. Hunderte von Menschen drängten sich in die Gänge — ich würde heute unmöglich noch nach vorne kommen können. Aber als ich an meine Gemeinde dachte, die vor Gott auf den Knien lag, entschied ich mich doch zu bleiben. Langsam bewegten sich die langen Reihen der Heilungssuchenden vorwärts. Es wurde 22 Uhr. 22.30 Uhr. Um 23 Uhr versuchten die Platzanweiser die Veranstaltung zum Schluß zu bringen: »Dr. Price wird morgen abend wieder hier sein, Schwester ...«, »Dr. Price wird gern morgen abend mit dir beten, Bruder.«

Dr. Price nahm seine Bibel und die Flasche Öl, mit der er die Kranken salbte. »Dr. Price!« rief ich schnell.

Er drehte sich um und blinzelte, weil er mich wegen der hellen Scheinwerfer kaum erkennen konnte.

Ich drängte mich an einem Platzanweiser vorbei. »Dr. Price«, sagte ich und holte tief Luft. »Ich heiße Demos Shakarian. Meine Schwester hatte einen Autounfall, und die Ärzte in Downey sagen, daß sie nicht weiterleben kann; so fragten wir uns, ob Sie vielleicht kommen würden...«

Dr. Price schloß die Augen, und ich konnte ihm seine Müdigkeit ansehen. Einen Augenblick lang blieb er so ganz ruhig stehen. Dann öffnete er plötzlich die Augen. »Ich komme«, sagte er.

Ich eilte ihm voran durch die Menschenmenge, die sich nur langsam auflöste, und hatte jedesmal Angst, wenn ihn noch jemand ansprach. Dr. Price bemerkte meine Ungeduld.

»Hab’ keine Angst, mein Sohn«, sagte er, »deine Schwester wird heute abend gesund werden.«

Ich starrte den Mann an. Wie konnte er diesen Satz mit einer derartigen Gewißheit sagen? Aber natürlich, erinnerte ich mich, er hatte ja noch gar nicht die Röntgenaufnahmen gesehen. Er konnte ja gar nicht wissen, wie ernst die Lage war!

Meine Skepsis muß sich auf meinem Gesicht gezeigt haben, denn als ich den Motor anließ, sagte er: »Ich möchte Ihnen sagen, junger Mann, warum ich so sicher bin, daß Ihre Schwester geheilt wird.« Er berichtete dann, wie er vor Jahren, kurz nach seinem Erlebnis in der Zeltevangelisation von Miss McPherson, durch Kanada reiste und in die kleine Stadt Paris in Ontario kam. Als er so durch den Ort fuhr, fühlte er sich innerlich gedrungen, nach rechts abzubiegen. Das tat er dann auch, und wenig später fühlte er den Impuls, die nächste Straße nach links abzubiegen. Auf diese Weise wurde Dr. Price durch die Stadt geleitet, bis er zu einer Methodisten-Kirche kam. Hier, so fühlte er, sollte er anhalten.

Ohne zu wissen, warum er es tat, klingelte Charles Price an der Haustür des Pastors, der neben der Kirche wohnte, und stellte sich vor. Er sagte, er sei ein Evangelist, und plötzlich hörte er sich fragen, ob er in dieser Gemeinde eine Reihe von Veranstaltungen halten dürfe. Zu Dr. Price’ großer Verwunderung hatte der Pastor gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden.

Unter den Gottesdienstbesuchern fiel Dr. Price dann besonders eine fürchterlich verkrüppelte Frau auf. Ihr Mann trug sie jeden Abend herein und legte sie auf ein Kissen in einer der ersten Sitzreihen. Als er sich nach ihnen erkundigte, erfuhr er, daß sie Louis und Eva Johnston hießen, aus dem Städtchen Laurel in Ontario kamen, und daß Eva Johnston schon seit mehr als 10 Jahren bettlägerig war und ständig Schmerzen hatte. Die Ursache der Krankheit war ein starkes rheumatisches Fieber, und jetzt stand es so schlimm, daß beide Beine gelähmt und verkrüppelt waren. Das Ehepaar hatte 20 verschiedene Ärzte in Toronto konsultiert, man versuchte es mit Elektroschocks, Operationen, Kurzwellenbestrahlung — aber die Beine verformten sich jedes Jahr mehr. Als Dr. Price jedoch an diesem Abend predigte, hatte er die Gewißheit, daß Eva Johnston nicht mehr lange auf ihre Heilung würde warten müssen; jedesmal nämlich, wenn Dr. Price zu ihr hinübersah, fühlte er eine Hitzewelle, die ihn wie eine schwere Decke einhüllte und sich auf seinen Schultern niederließ.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich mich an das gleiche Erlebnis bei der Heilung von Florences Ellenbogen erinnerte. Es fiel mir schwer, mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.

Dr. Price meinte, das Gefühl der Schwere und der Wärme sei die Gegenwart Gottes. Er sagte der Gemeinde, daß sie gleich ein besonderes Wunder erleben würde. Dann kam er von dem Podium herunter, legte der kranken Frau die Hände auf und begann zu beten. Die ganze Gemeinde konnte zusehen, wie der Rücken der Frau aufgerichtet, die verdrehten Beine gerade und sichtbar länger wurden. Obwohl Eva Johnston seit mehr als 10 Jahren keinen Schritt mehr gegangen war, stand sie jetzt auf und ging, nein, tanzte den Gang entlang. Dr. Price hatte noch immer Kontakt mit den Johnstons; die Heilung war beständig und sie hatte keinerlei Beschwerden mehr.

»Und heute abend«, fuhr Charles Price fort, »werden wir ein weiteres Wunder erleben, denn in dem Moment, in dem du mich ansprachst, fiel wieder diese Decke auf meine Schultern. Ich fühle sie noch immer. Gott ist gegenwärtig.«

Ich schluckte schwer und wagte einen Moment lang nicht zu reden. Seit meinem eigenen Erlebnis vor elf Jahren hatte ich nie wieder von einem ähnlichen Wunder gehört.

Es war 23.30 Uhr, als wir in Downey ankamen. Die Haustür des kleinen 33-Betten-Krankenhauses war abgeschlossen; so mußten wir klingeln. Die Krankenschwester, die öffnete, begrüßte uns mit den Worten: »Ich bin froh, daß Sie da sind. Florence geht es heute abend sehr schlecht.«

Ich fragte, ob Dr. Price mit mir in das Zimmer kommen dürfe, und auch er bekam einen sterilen Kittel und einen Mundschutz. Dann gingen wir beide in Florences Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, war aber hinter dem Durcheinander von Röhren und Schläuchen kaum zu erkennen. Ich stellte ihr Charles vor, und sie nickte schwach.

Dr. Price zog die Flasche Öl aus seiner Tasche und goß ein wenig von der Flüssigkeit in seine Hand. Dann suchte er sich einen Platz, wo er trotz der vielen Apparaturen am Kopfende des Bettes stehen konnte, und legte seine Fingerspitzen zart auf Florences Stirn. »Herr Jesus«, betete er dann, »danke, daß Du hier bist. Danke, daß Du unsere Schwester heilst.«

Seine kräftige, doch sanfte Stimme betete noch weiter, aber ich konnte nicht mehr hinhören. Die Atmosphäre in diesem Zimmer hatte sich mit einem Schlag verändert, alles war ausgefüllt, sogar die Luft selbst schien schwerer geworden zu sein.

Ganz plötzlich drehte sich Florence auf dem hohen Bett um, und Dr. Price mußte zurückspringen, weil ein schweres Stahlgewicht an seinem Kopf vorüberschwang. Florence rollte soweit auf die eine Seite, wie es ihr mit den Schläuchen möglich war, dann rollte sie wieder zur anderen Seite. Alle Gewichte schwangen und drehten sich jetzt, als sie vor und zurückrollte. Ich wußte, daß ich versuchen mußte, sie anzuhalten — die Ärzte hatten ja immer wieder gesagt, daß die zerschmetterte Hüfte nicht bewegt werden dürfe. Aber ich blieb, wo ich war, und wurde ganz von der pulsierenden Luft umgeben.

Florence stöhnte ganz tief, aber ob es vor Schmerzen war oder vor Glückseligkeit, wußte ich nicht. Zwanzig Minuten lang drehte sie sich so in ihrem Gefängnis aus Schläuchen, und Dr. Price und ich mußten aufpassen, daß wir nicht von einem Gewicht getroffen wurden. Jede Sekunde erwartete ich eine Krankenschwester, die vom Flur hereinstürzen und fragen würde, was wir denn dort trieben. Ich wußte, daß jemand alle zehn Minuten durch die Räume ging. Aber niemand kam. Es war, als ob wir drei aus Raum und Zeit hinausgehoben wären in eine Welt hinein, in der uns nur die warme, allesdurchflutende Gegenwart Gottes umgab.

Und genauso plötzlich wurde es wieder ein ganz gewöhnliches Krankenzimmer. Florence lag ganz ruhig auf dem Bett, und die Gewichte hörten allmählich auf zu schwingen. Lange sah sie mich still an.

»Demos«, flüsterte sie dann, »Jesus hat mich geheilt.«

Ich beugte mich zu ihr hinab. »Ich weiß«, sagte ich.

Als die Krankenschwester wenig später ins Zimmer kam, freute sie sich, daß Florence nach langer Zeit wieder tief und friedlich schlief.

Nachdem ich Dr. Price am nächsten Morgen nach Hause gefahren hatte, weckte mich der Anruf von Dr. Haygood.

»Ich möchte, daß du herkommst und dir die Röntgenaufnahmen ansiehst.«. Das war alles, was er sagte.

Als ich im Krankenhaus ankam, war das Röntgenzimmer voll von Ärzten, Krankenschwestern und medizinisch-technischen Assistenten, die alle zusehen wollten. Dann wurden die acht Röntgenplatten an einer Leuchtwand aufgehängt. Auf den ersten sieben waren zersplitterte und falsch liegende Hüft- und Beckenknochen zu sehen. Die Knochen waren zum Teil so gesplittert, daß sie nur noch als kleine, puderartige Körner zu erkennen waren. Die anderen Aufnahmen zeigten, wie sich die Knochensplitter immer weiter im Körper verteilten. Auf der achten Röntgenplatte aber, die an jenem Morgen gemacht worden war, sah man einen in jeder Hinsicht normalen Beckenknochen; die beiden Seitenteile waren auf dem Bild vollkommen normal. Der linke Hüftknochen war genauso gut geformt wie der rechte, nur ein paar haarfeine Linien ließen ahnen, daß dieser stabile Knochen sicherlich vor vielen, vielen Jahren einmal verletzt worden war.

Florence blieb noch einen Monat lang im Krankenhaus, und die Brandwunden heilten weiter zu. In der Nacht, bevor sie entlassen wurde, hatte sie einen Traum. Einen merkwürdigen Traum. Sie sah 25 Gläser mit Wasser vor sich auf einem Tisch stehen, die sie austrinken sollte. »Ich glaube«, sagte sie am nächsten Tag zu Rose und mir, als wir sie abholten, »damit sind die Jahre gemeint, die ich hier auf der Erde noch zu leben habe. Ich glaube, Gott schenkt mir noch 25 Jahre, in denen ich Ihm dienen kann.«

Ich wußte nicht, ob dieser Traum eine Bedeutung hatte. Ich wußte nur, daß ich mit meinen eigenen Augen Gottes Kraft gesehen hatte.[1]

  1. Demos Shakarian mit John und Elizabeth Sherrill, Die glücklichsten Menschen auf Erden, Leuchter-Verlag EG, Erzhausen, Titel der Originalausgabe: The happiest people on Earth, 16. Auflage März 1999, 1975, ISBN 3-87482-501-9, S. 53-59