Ein Evolutionsbiologe beginnt zu zweifeln: Unterschied zwischen den Versionen

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Natürlich müsse sich nicht jeder mit Quantenphysik befassen. Für manche Leute seien die eigenen Kinder schon Gottesbeweis genug. „Und mal ehrlich: Wer in die Augen seiner Kinder sieht und nicht glaubt, dass es da mehr geben muss – der ist doch irgendwie falsch verdrahtet, oder?“, scherzt Dr. Bechly und herzt seine kleinen Söhne Niklas und Lukas.
 
Natürlich müsse sich nicht jeder mit Quantenphysik befassen. Für manche Leute seien die eigenen Kinder schon Gottesbeweis genug. „Und mal ehrlich: Wer in die Augen seiner Kinder sieht und nicht glaubt, dass es da mehr geben muss – der ist doch irgendwie falsch verdrahtet, oder?“, scherzt Dr. Bechly und herzt seine kleinen Söhne Niklas und Lukas.
  
Bechly möchte abschließend betonen, dass seine Zweifel am Darwinschen Evolutionsmechanismus völlig unabhängig von seinen religiösen Überzeugungen sind. Er hätte hinsichtlich seiner Interpretation von Genesis keine Probleme wenn der Darwinismus wahr wäre. Daher würden seine Zweifel am Darwinismus bestehen bleiben falls er seinen Glauben wieder verlieren würde und umgekehrt wäre sein Glaube nicht betroffen wenn sich der Darwinismus doch als wahr erweisen würde. Seine Zweifel sind rein naturwissenschaftlich begründet. Aber natürlich interpretiere er die Hinweise auf eine nicht-zufällige Geschichte des Lebens nun im Lichte seiner religiösen Weltanschauung.<ref>Günter Bechly in einer E-Mail an Christoph Rall mit dem Datum: Mon, 10 Aug 2020 08:54:54 +0200</ref>
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Bechly möchte abschließend betonen, dass seine Zweifel am Darwinschen Evolutionsmechanismus völlig unabhängig von seinen religiösen Überzeugungen sind. Er hätte hinsichtlich seiner Interpretation von [https://de.wikipedia.org/wiki/Genesis Genesis] keine Probleme wenn der Darwinismus wahr wäre. Daher würden seine Zweifel am Darwinismus bestehen bleiben falls er seinen Glauben wieder verlieren würde und umgekehrt wäre sein Glaube nicht betroffen wenn sich der Darwinismus doch als wahr erweisen würde. Seine Zweifel sind rein naturwissenschaftlich begründet. Aber natürlich interpretiere er die Hinweise auf eine nicht-zufällige Geschichte des Lebens nun im Lichte seiner religiösen Weltanschauung.<ref>Günter Bechly in einer E-Mail an Christoph Rall mit dem Datum: Mon, 10 Aug 2020 08:54:54 +0200</ref>
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 16. August 2020, 16:21 Uhr

Gläubige Menschen hielt er für ungebildete Trottel

Schon als Kind begeisterte Günter Bechly sich für die Wissenschaft. Er sammelte Fossilien und Schmetterlinge. Später studierte er Biologie und promovierte im Bereich Paläontologie über die Stammesgeschichte der Libellen. Im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere hat er über 160 neue Tierarten beschrieben, zudem sind zehn Tiergruppen von anderen Wissenschaftlern nach ihm benannt worden. Bei Fernsehauftritten wie bei „Planet Wissen“ erklärte er den Zuschauern die Evolution.

„Ich war schon immer absoluter Atheist und grosser Fan des Evolutionsbiologen Richard Dawkins. An Übernatürliches glaubte ich nicht und hatte auch kein Interesse an philosophischen oder metaphysischen Fragen. Ich wurde Paläontologe und Entomologe. 17 Jahre lang war ich Kurator für Bernstein und Insekten am Naturkundemuseum Stuttgart. Ich kümmerte mich dort um die Sammlung, war in der Forschung aktiv und schliesslich wurde ich im Darwin-Jahr 2009 der Projektleiter für die Sonderausstellung «Evolution – Der Fluss des Lebens».“ In Deutschland eines der grössten Ereignisse zum Darwin-Jahr. Seinen Job als Kurator des Naturkundemuseum in Stuttgart nutzte er, um die Überlegenheit der Naturwissenschaft über religiösen Aberglauben herauszustellen.

„Hanebüchene, religiös verbrämte und pseudowissenschaftlichen Argumente“

„Ich hatte die Idee, in der Ausstellung die Evolutionstheorie der Schöpfungstheorie gegenüberzustellen und wollte damit zeigen: Die Lehre Darwins wiegt schwerer als sämtliche Kritik von Kreationisten und Intelligent-Design-Anhängern.“ Er stelle eine Balkenwaage auf, in deren eine Waagschale er Bücher von Kreationisten und Intelligent Design-Vertretern legte. In die gegenüberliegende Waagschale kam nur Charles Darwins Hauptwerk »The Origin of Species«, in dessen Richtung sich das Exponat natürlich neigte. Die unmissverständliche Botschaft: Ein einziges Buch von Charles Darwin wiegt alle Einwände der Kreationisten locker auf. Doch Bechly beging einen Fehler. Um sich für Diskussionen zu wappnen, fing er an, die vermeintlich leichtgewichtigen Bücher zu lesen. „So begann ich mich in meiner Freizeit mit den evolutionskritischen Büchern zu beschäftigen. Doch zu meiner Überraschung waren darin keine hanebüchenen, religiös verbrämten und pseudowissenschaftlichen Argumente zu finden. Alles war derart wissenschaftlich fundiert begründet, dass ich anfangen musste, nach Gegenargumenten zu recherchieren. Doch selbst bei hochgeschulten Evolutionsbiologen aus aller Welt fand ich keine plausiblen Antworten auf meine Grundfragen.“[1]

Was wissenschaftlich für eine Schöpfung spricht

„Entscheidend war für mich das mathematische Argument. Aufgrund des Fossilberichtes stehen für bestimmte Übergänge verschiedene Zeitfenster zur Verfügung. Man hat den mathematischen Apparat der Populationsgenetik und kann berechnen, wie lange es dauert, bis sich eine bestimmte Mutation in einer bestimmten Population durchsetzt. Bei bekannter Mutationsrate lässt sich berechnen, wie lange es bei einer bestimmten Populationsgröße dauert, bis eine Mutation an einer gewünschten Stelle auftritt. Für manche ‚Evolutionsschritte‘ müssen aber nicht nur eine, sondern mehrere ganz bestimmte Mutationen gleichzeitig auftreten. Das Problem:

Bei Malariamücken mit sehr kurzer Generationenfolge kann man beobachten, dass Resistenzen, die Ein-Punkt-Mutationen erfordern, relativ schnell auftreten. Für Zwei-Punkt-Mutationen (jede für sich allein hat keinen selektiven Vorteil, erst gemeinsam erzeugen sie eine Resistenz) muss man lange warten, bis eine Resistenz auftritt. Wenn wir die hier direkt beobachtbaren Vorgänge in Bezug auf Populationsgrössen und Generationszeiten auf Säugetiere umrechnen, müssten wir auf einen Vorteil durch eine einzelne Mutation 100 Millionen Jahre warten, denn Mutationen müssen nicht nur bei einzelnen Organismen einmal auftreten, sondern sich in der Population auch durchsetzen. Für einen Fortschritt, der zwei gemeinsam auftretende Mutationen erfordert, wäre die Wartezeit länger, als das gesamte Universum nach herkömmlicher Denkweise existiert.

Und um zum Beispiel ein Landlebewesen in einen Wal zu verwandeln, bräuchte es hunderttausende Mutationen. Laut Lehrbuch sollen sich die Wale jedoch innerhalb läppischer fünf Millionen Jahre entwickelt haben. Nach dieser Berechnung hätte auch die Entwicklung der Wirbeltiere länger gedauert, als das Universum existiert.“[2] Darauf gibt es von den Evolutionswissenschaftlern keine plausible Antwort. Für Bechly lag auf der Hand, dass die Geschichte so nicht stimmen kann. Und er war nicht der einzige, dem Ungereimtheiten auffielen. Einmal erlebte Bechly, dass ein atheistischer Kollege ihm hinter vorgehaltener Hand heimliche Zweifel anvertraute: „Mensch Günter, in fünf Millionen Jahren vom Landlebewesen zum Wasserlebewesen – das ist doch unmöglich!“

„Ich fragte mich auch, wie es zum ersten Replikator gekommen war? Der Darwinistische Prozess funktioniert nur, wenn ich schon Replikationen habe. Doch wie komplex muss ein Replikator sein, dass er erste Makromoleküle entwickelt, die sich selbst vervielfältigen können? Wie kommt unbelebte Masse zum Leben? Wie entstand die erste Zelle, die sich selbst vervielfältigen konnte? Es ist ein völlig ungeklärtes Wunder, wie sich aus einem simplen Molekül eine einige hundert Basenpaare lange DNA oder RNA entwickeln sollte, die sich anschliessend selbst vervielfältigt.[3] Auch hier gibt es keine plausible Antwort.

Aufgrund meines eigenen Spezialgebietes, der Forschung der geologischen Vergangenheit durch Fossilien, wusste ich: Für die Evolutionstheorie müsste man verschiedene Übergänge zwischen den einzelnen Arten und den verschiedenen Gruppen finden. Doch manche Gruppen treten ohne Übergänge auf, andere viel zu abrupt. Erdgeschichtlich ist es kaum möglich, dass so etwas in so kurzer Zeit entstehen kann. Zahlreiche neue biologische Gruppen tauchen in der Geschichte des Lebens immer wieder sehr abrupt auf, die sich dann nur noch in begrenzter Weise abwandelten. Die gradualistische Erwartungshaltung der Darwinschen Evohutionstheorie wird durch den Fossilbericht somit in keiner Weise bestätigt, ganz im Gegenteil: Diskontinuitäten und sprunghafte Änderungen sind die Regel.“

Vielen kritischen Fragen konnten etablierte Evolutionsanhänger, die Bechly befragte, nicht mit guten Antworten begegnen, stellte er fest. Mehr noch: Hinter dem Rücken lehnten Wissenschaftler die öffentliche Debatte mit ID-Vertretern aus Angst ab, argumentativ nicht dagegen halten zu können. Nach außen hin wurde die Absage damit begründet, man wollte Kreationisten kein Forum bieten.

Konnte an der Sache mit Gott also doch etwas dran sein? Bechly forschte auch in anderen Wissenschaftsbereichen nach Hinweisen. In der Kosmologie zum Beispiel nach der sogenannten Feinabstimmung der Naturkonstanten: Die Naturgesetze in unserem Universum müssen teilweise bis auf die vierzigste Stelle hinter dem Komma genauso aufeinander abgestimmt sein, wie sie sind, damit intelligentes Leben möglich ist. Bei so unglaublichem Fine Tuning glaubt so gut wie niemand mehr an Zufall. „Mittlerweile sagen gestandene Wissenschaftler aus allen Bereichen, dass die einzige Alternative zu Gott ein Multiversum ist, in dem es unendlich viele Universen gibt. Dann könnte auch eines wie das unsere dabei sein.“

Ist das Multiversum die Lösung?

Aber es gab auch Phänomene, bei denen selbst ein Multiversum nicht als Erklärung half. Wie sollte zum Beispiel aus toter Materie Bewusstsein entstehen? In einer rein materiellen Welt prallen nur seelenlose Teilchen aufeinander. Wie auch immer sie zusammenprallen, sie bleiben genau so bewusstseinslos wie vorher. „Deswegen wird sich das Bewusstsein auch in 200 Jahren nicht materialistisch erklären lassen. Das anzunehmen wäre ein Kategorienfehler: Es geht prinzipiell nicht. Die Wissenschaft kennt nur die Dritte-Person-Perspektive und kann daher niemals Aufschluss über eine Erste-Person-Perspektive geben“, erläutert der Naturwissenschaftler.

„Ich musste zugeben, dass es wissenschaftlich gesehen bessere Argumente für eine Schöpfung gab als dagegen. Für mich war die Evolutionstheorie nicht mehr durch wissenschaftliche Argumente abzudecken.“

Suche nach einem stimmigen Weltbild

„Ich versuchte schon seit einigen Jahren zuvor, ein kohärentes Weltbild zu finden, das sowohl Bewusstsein erklären kann, Moralität und freien Willen, was aber auch mit der modernen Physik, wie Reeativiiätstheorie und Quantentheorie, im Einklang steht. Das machte mich, der ich am Anfang Atheist und Materialist war, zunächst durch verschiedene philosophische und wissenschaftliche Argumente zum Antimaterialisten. Ich untersuchte unterschiedlichste philosophisch-metaphysische Wehanschauungen, von fernöstlichem Nondualismus und Neoplatonistischem Idealismus bis hin zu Whiteheadscher Prozessphilosophie. Immer, wenn ich ein Weltbild hatte, bei dem ich dachte: «Okay, das ist es!», bin ich früher oder später wieder auf Unstimmigkeiten gestossen und habe erkannt, dass diese philosophischen Systeme irgendwo am Selbstwiderspruch scheitern. Ich bin dann schliesslich sehr widerstrebend beim klassischen Theismus gelandet, bei einem allmächtigen, transzendenten Schöpfergott, der die Welt erschaffen hat. Da war ich aber immer noch nicht bei einer klassischen Religion. Dem christlichen Glauben gegenüber war ich sogar sehr kritisch, ja feindlich gesonnen. Das Christentum war eigentlich die letzte Religion, die ich haben wollte. Als ich meine Frau geheiratet hatte, sie ist katholisch - nicht sehr streng religiös -, bin ich halt ab und zu in die Kirche mitgegangen. Und ich fand das damals abstossend. Die Christen waren für mich Schwächlinge, die Angst davor haben, zu sterben und sich in masochistischer Weise als «arme Sünder» erniedrigen. Ich habe das im Grunde verachtet! Wenn ich mir eine Religion ausgesucht hätte, dann wäre das eher so in Richtung Neuheidentum oder pantheistische Natur-Spiritualität gegangen - aber Christentum als Allerletztes. Ich beschäftigte mich zunehmend mit Apologeten wie zum Beispiel William L. Craig. Da fand ich neben kosmologischen Argumenten dafür, dass es ein transzendentes Schöpferwesen gibt, plötzlich auch Belege für die historische Glaubwürdigkeit der Evangelien. Was ich früher völlig absurd fand: Ich entdeckte gute historische Gründe dafür, dass auch der Auferstehungsbericht keine Fantasiegeschichte| ist, die sich Menschen einfach ausgedacht haben.“

Irgendwann erstellte er sich eine Excel-Tabelle, in der er alle in Frage kommenden Philosophien gegenüberstellte und Punkte vergab. Seine Kriterien umreißt Günter Bechly etwa so: „Wie erklären die Systeme Bewusstsein, freien Willen und Kausalität? Wie erklären sie verschiedene empirische Phänomene wie Quantenmechanik, Relativitätstheorie, Zeit usw.?“ Der Materialismus kam dabei am schlechtesten weg. Am besten schnitt der Glaube an einen Schöpfergott ab.

„Anfangs waren es die üblichen Stolpersteine wie beispielsweise Grausamkeiten im Alten Testament oder angebliche Widersprüche in den Evangelien. In mehreren Epizyklen von Glauben und Zweifel lösten sich immer mehr meiner verbliebenen Probleme. Unter anderem auch durch verstärkte Beschäftigung mit der katholischen Glaubenslehre, der Thomistischen Philosophie, der Kirchengeschichte und der Bibelinterpretation der frühen Kirchenväter. Blosses Vertrauen in die Bibel allein war ohnehin nie mein Ding und ist es noch immer nicht. Nachdem rationale Argumente mich von der Wahrheit des Christentums überzeugt hatten, war das letzte Hindernis im Grunde die Überwindung des eigenen Hochmutes und des eigenen Stolzes, mit dem sehr widerwilligen Eingeständnis, tatsächlich auch selbst ein Sünder zu sein, der göttlicher Vergebung bedarf.“

Eine Entscheidung mit Folgen

„Immer intensiver beschäftigte ich mich mit der Theorie der Schöpfung. Gleichzeitig interessierte mich, wie glaubhaft die Evangelien, die Auferstehung von Jesus und andere Theorien des christlichen Glaubens sind. Zunehmend schwand meine Abneigung gegen das Christentum und ich musste zugeben, dass es historisch gesehen gute Gründe gab, warum das alles glaubwürdig war.“

Aber Günter Bechly sträubte sich dagegen mit Händen und Füßen. „Die Christen kamen mir vor wie ein Haufen Schwächlinge, die sich für arme Sünder halten. Jede andere Religion wäre mir lieber gewesen.“ Doch es half nichts: Die Argumente waren stichhaltig. Günter Bechly wandte sich dem Christentum zu, weil ihn die Fakten überzeugten.

Deswegen findet er schade, dass viele Christen eine Abneigung gegen rationale Glaubensgründe zu haben scheinen. Günter Bechly erinnert an Paulus, der auf fast 500 Augenzeugen für die Auferstehung Jesu verwies und seinen zeitgenössischen Lesern die Möglichkeit gab, seine Aussagen zu überprüfen. „Die Vorstellung, die Bibel fordere einen blinden Glauben ohne empirische Evidenzen, ist Quatsch. Der Glaube des Neuen Testaments ist ein Glaube, der durch Hinweise abgedeckt ist.“

„Natürlich war mir bewusst, dass meine Entdeckung berufliche Folgen haben würde. Doch ich konnte nicht mehr hinter der Evolutionstheorie stehen. 2015 veröffentlichte ich eine private Webseite, auf der ich meine neuen Erkenntnisse veröffentlichte und mich als Christ bekannte. Im Januar 2016 fing es an, in beruflicher Hinsicht Konsequenzen zu haben. Ich wurde intern ausgebremst und Kollegen tuschelten und hetzten hinter meinem Rücken: Ich habe erfahren, dass ich Ehrenämter «freiwillig» abgeben sollte, und zwar unverzüglich. Kollegen verweigerten die weitere Zusammenarbeit mit mir in gemeinsamen Forschungsprojekten, mit Duldung und Zustimmung der Direktion. Schliesslich wurde ich von grossen Projekten, die ich organisiert und geleitet habe, abgezogen. Weniger kompetenten Kollegen wurde die Leitung übertragen, denen ich dann nur noch zuarbeiten sollte. Dies, obwohl die Museumsführung ausdrücklich zugestand, dass meine fachliche Arbeitsleistung am Museum tadellos war. Als ich in Elternzeit ging, verschwand mein Name von der Website des Museums und von sämtlichen Forschungsprojekten, an denen ich teilgenommen hatte. Das waren einige hundert Seiten, also auch die ganzen libellenkundlichen Arbeiten, die monatlich Hunderte bis Tausende Zugriffe aus aller Welt hatten. Mir wurde ganz eindeutig gesagt, dass ich ein Störfaktor sei, ein Risikopotential, praktisch Rufschädigung für das Haus bedeute und die Glaubwürdigkeit des Hauses untergrabe. Von den Mitarbeitern würde erwartet, dass sie im Sinne der Leitlinie des Museums uneingeschränkt die Darwinsche Evolutionstheorie vertreten. Mir wurde unmissverständlich nahegelegt: «Sie sind hier nicht länger erwünscht, möchten Sie nicht gehen?»“

„Wir sind nicht einfach Zufälle eines sinnlosen Universums“

Natürlich müsse sich nicht jeder mit Quantenphysik befassen. Für manche Leute seien die eigenen Kinder schon Gottesbeweis genug. „Und mal ehrlich: Wer in die Augen seiner Kinder sieht und nicht glaubt, dass es da mehr geben muss – der ist doch irgendwie falsch verdrahtet, oder?“, scherzt Dr. Bechly und herzt seine kleinen Söhne Niklas und Lukas.

Bechly möchte abschließend betonen, dass seine Zweifel am Darwinschen Evolutionsmechanismus völlig unabhängig von seinen religiösen Überzeugungen sind. Er hätte hinsichtlich seiner Interpretation von Genesis keine Probleme wenn der Darwinismus wahr wäre. Daher würden seine Zweifel am Darwinismus bestehen bleiben falls er seinen Glauben wieder verlieren würde und umgekehrt wäre sein Glaube nicht betroffen wenn sich der Darwinismus doch als wahr erweisen würde. Seine Zweifel sind rein naturwissenschaftlich begründet. Aber natürlich interpretiere er die Hinweise auf eine nicht-zufällige Geschichte des Lebens nun im Lichte seiner religiösen Weltanschauung.[4]

Quellen

Anmerkungen